Bei meiner langjährigen Zusammenarbeit mit Fourmove Architekten ergeben sich immer wieder außergewöhnliche Fotoproduktionen - wie die "Kapelle Ahaus". Wir fotografierten die 2015 begonnene Sanierung von Aussegnungshalle und Friedhofskapelle. Im Fokus standen das Thema Licht und Schatten.
Das architektonische Konzept dieses Bauwerks ist mutig und modern: Statt dunkler Gemäuer setzten die vier beteiligten Architekten Manuel Böwing, Marcus Duldner, Alexander Stellmach und Peer Weber auf lichtdurchflutete Räumlichkeiten mit bodentiefen Fensterfronten und modern-minimalistischer Designsprache. Um trotzdem einen Wiedererkennungswert zum Ursprungsgebäude zu schaffen, blieben die Betonpfeiler aus den 1960er Jahren erhalten und wurden stilsicher in das neue Bauwerk integriert.
Meinen fotografischen Fokus habe ich auf die vier zentralen Entwurfselemente des Baukomplexes gerichtet: Wegführung, Materialität, Licht und Natur. Durch die großen Glasfassaden und die helle Farbgebung wirkt vor allem die Kapelle leicht, nahezu erleichternd. Sie führt die Blicke der Trauernden in die Natur und schafft so bewusst einen Kontrast zur Trauer um die Hinterbliebenen.
Gleichzeitig war mir wichtig zu zeigen, dass bei einem Bau dieser Art auch Intimität und Geborgenheit eine große Rolle spielen. So werden die beiden zentralen Innenhöfe, in denen sich die Trauernden aufhalten können, von einem Mauerelement abgeschirmt, das, je nach Betrachtungswinkel, gleichzeitig als Blickfang und Blickschutz fungiert. Generell ist die Materialität der Fassade ein Highlight des architektonischen Entwurfs von Fourmove. Besonders hervorgehoben wird das durch die Dreidimensionalität der Klinkerfläche an der Aussegnungshalle.
Neben der Materialität stand, wie bereits erwähnt, für die Architekten das Zusammenspiel aus Licht und Schatten im Mittelpunkt. In meinen Aufnahmen spielt daher die Geometrie der Schattenwürfe, eine große Rolle. Dabei ließ ich mich vom Gedanken treiben, dass Licht und Schatten, genau wie Leben und Tod zwei Elemente sind, die ohne einander nicht existieren könnten. Daher war es mir wichtig, die Aussegnungshalle und die Kapelle als ein friedliches, in sich ruhendes und hoffnungsvolles Bauwerk darzustellen.
Meine Aufnahmen wurden im Nachgang dazu genutzt, das Projekt beim international anerkannten Fritz-Höger-Preis zu einzureichen, der für besondere Bauwerke der Backstein-Architektur ausgelobt wird. Fourmove nutze dabei meine Bilder zur Zusammenstellung einer visuell aussagekräftigen Projektmappe. Die Aufnahmen wurden dabei zur Flankierung einer Projektbeschreibung, Projektskizzen und Lageplänen verwendet und markierten das visuelle Highlight der Präsentation. Die eingereichten Unterlagen sind ein Paradebeispiel dafür, welchen Wert Architekturfotografie auch für die Vermarktung von Architekturprojekten haben kann.